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Straße sollte verteidigt werden

Stählernes „Panzernest“ aus dem Krieg steht jetzt im Technikmuseum Sinsheim

Bei Bauarbeiten in Bruchsal findet man ein Gebilde aus 3,5 Tonnen Stahl. Der Minibunker erzählt Militärgeschichte und ist jetzt Teil der Sinsheimer Ausstellung.

Ein Gebilde aus rostigem Stahl mit einer geöffneten Klappe.
Das Bild zeigt das Panzernest von hinten, mit der geöffneten Einstiegsklappe. Konstruktion ist etwa zwei Meter hoch. Der untere, eckige Teil steckte in der Erde. Foto: Konrad Dussel

Die Arbeiter werden nicht schlecht gestaunt haben, als sie 2021 beim Abriss eines einfachen Schuppens im Osten Bruchsals auf einen seltsamen, tief in die Erde eingegrabenen stählernen Koloss stießen: ein fast völlig geschlossenes Gehäuse, das nur eine kleinere und eine größere, jeweils mit sehr massiven Klappen versehene Öffnungen aufwies.

Die rund 3,5 Tonnen Stahl wurden nicht gleich als Altmetall entsorgt, sondern die Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalschutz eingeschaltet. Und die erkannten rasch das Besondere des Fundstücks: Es handelte sich um ein sogenanntes „Panzernest“ aus dem Zweiten Weltkrieg.

Auch das Bruchsaler Modell wurde in ein Erdloch gekippt

Mindestens 1.000 dieser stählernen, mit einem Maschinengewehr ausgestatteten Kleinbunker waren seit 1942 von verschiedenen Firmen im Auftrag der Wehrmacht hergestellt worden. In gewisser Weise waren sie sogar mobil. Entsprechende Zapfen ermöglichten die Anbringung von Deichsel und Rädern, sodass das Objekt kopfüber bis zur vorgesehenen Stellung gezogen und in ein vorbereitetes Erdloch gekippt werden konnte.

Darin versank es dann zu etwa zwei Dritteln, und nur das obere, stark gepanzerte Drittel blieb an der Oberfläche. Man konnte es leicht mit Erde und Ästen tarnen.

Eine gepanzerte Stahlkonstruktion
Erhalten sind derartige Panzernester nur noch sehr wenige. Foto: Konrad Dussel

Die meisten Panzernester wurden an die Ostfront gebracht. Nur wenige blieben im damals deutschen Reichsgebiet und 13 davon kamen nachweislich Ende 1944 nach Baden.

Ein paar sollten wohl den Westwall am Rhein verstärken, aber das an der Straße nach Heidelsheim eingegrabene Exemplar hatte eine andere Funktion: Seine Schussposition war nach Westen gerichtet. Seine Besatzung hätte dazu beitragen sollen, einen feindlichen Vormarsch nach Osten, in den Kraichgau, zu verhindern.

13 Panzernester kamen 1944 nach Baden

Zum entsprechenden Einsatz kam es allerdings nie. Stattdessen wurde es nach Kriegsende mit einem Schuppen überbaut. Vergessen wurde es von den Grundstückbesitzern und deren Nachbarn zwar nicht, aber über seine Bedeutung als Kulturdenkmal aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen war man sich nicht im Klaren.

Erhalten sind derartige Panzernester nur noch sehr wenige. Im militärhistorischen Museum in Dresden befindet sich ein Exemplar und 2013 wurden zufällig zwei weitere in Forst gefunden – in der Gemeinde Forst an der Oder. Eins davon stellte man im Hof des dortigen Textilmuseums auf.

Hinzu kommt nun das Bruchsaler Fundstück. Aber wohin damit? Am Fundort konnte es nicht verbleiben und das Städtische Museum bot keine Möglichkeit zur Präsentation. Die ergab sich dann nach einiger Suche im Technikmuseum Sinsheim im Rahmen seiner umfangreichen, vor allem der Waffentechnologie des Zweiten Weltkriegs gewidmeten Abteilung.

Sinsheimer Beschreibung ist knapp und fehlerhaft

In Absprache zwischen Denkmalamt und Museum wurde darauf verzichtet, das Fundstück zu restaurieren und Fehlendes zu ergänzen. Nahezu unverändert wurde es – mit einigem technischem Aufwand – im Fundzustand ins Museum geschafft und dort aufgebaut. Im Innern finden sich sogar noch ein paar Backsteine vom Abbruch des Schuppens.

Wie bei allen Exponaten des Museums finden sich nur sehr knappe Erläuterungen zum „Panzernest“. Und in einem Punkt sind sie sogar falsch: Besetzt wurde der Minibunker nämlich nicht nur mit einem Mann, sondern mit zwei. Und das war auch notwendig, wenn man sich die völlig geschlossene Form des Gehäuses betrachtet, die nur eine winzige Schießscharte für das Maschinengewehr aufwies: Neben dem Schützen bedurfte es eines Beobachters, eines Spähers.

Und der benötigte ein nicht mehr vorhandenen Hilfsmittel, ein ausfahrbares Periskop, ähnlich wie bei einem U-Boot. Nur so war es möglich, zu beobachten, was außerhalb tatsächlich vor sich ging. Außerdem war der Minibunker auch auf eine relativ komplizierte Belüftungsanlage angewiesen, denn nicht nur für die Frischluftzufuhr für die beiden Insassen musste gesorgt, auch der Pulverdampf des Maschinengewehrs musste beseitigt werden.

Von all dem sind nur noch bescheidene Reste vorhanden: Pedale für das Belüftungssystem, Regale für die Munition, ein Sitz. Es bedarf also schon einiger Fantasie, sich den Minibunker im Einsatz vorzustellen, zumal er im Museum so aufgestellt ist, dass für die Besucherinnen und Besucher eigentlich nur seine Rückseite mit der kleinen Einstiegsluke direkt sichtbar ist.

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