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Großes Angebot
Sinzheimer Kirwe: Es gibt sogar Rasierpinsel aus Echthaar

Die Sinzheimer Kirwe ist bei der Bevölkerung beliebt, da die Händler gute Qualität bieten. In diesem Jahr fallen Stoffstände besonders ins Auge.

Viele Besucher tummeln sich um die Mittagszeit auf der Marktmeile
Viele Besucher tummeln sich um die Mittagszeit auf der Marktmeile Foto: Christina Nickweiler

Gegen zwölf Uhr schiebt sich am Markttag der Sinzheimer Kirwe die Sonne durch die Wolken. Zu diesem Zeitpunkt herrscht reger Betrieb in der südlichen Hauptstraße. Das Licht der Sonnenstrahlen lassen die Steine eines Händlers aus Freudenstadt funkeln. Er verkauft Halsketten, Ringe und Armkettchen.

Die bunten Farben an dem Verkaufsstand von Roswitha Schneider wirken mit in der Herbstsonne noch intensiver. Sie bietet an ihrem Stand bereits Tischwäsche mit weihnachtlichem Dekor an, und ist an diesem Tag frühmorgens um 4.45 Uhr aus ihrer saarländischen Heimat rund 130 Kilometer nach Sinzheim gefahren. Seit mehr als 20 Jahren ist sie der sonntäglichen Sinzheimer Kirwe treu.

Einige Stände weiter locken flauschige Mäntel aus Polyester die Besucher an. „Da muss man einfach mit der Hand darüberstreichen“, sagt eine Kundin. Die Jacken im Holzfällerstil seien „unisex“, erläutert der Standbetreiber, nachdem eine Kundin sich fragt, ob die Jacke etwas für sie sei.

Der Duft von Meerrettich zieht den Gästen in die Nase. Vor einem Stand mit echtem Meerrettich aus Urloffen hat sich eine Menschentraube gebildet, denn der Händler reicht Kostproben in verschiedenen Variationen. Daneben mischen sich die Gerüche von in Knoblauch eingelegten Schafskäse mit dem Bratwurststand der Familie Seifermann aus Ottersweier.

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Die Seifermanns gehören zu den wenigen landwirtschaftlichen Betrieben in der Region, die das Fleisch ihrer Tiere selbst verarbeiten. Entsprechend groß ist der Andrang der Besucher, die um die Mittagszeit eine Bratwurst im Weck verzehren und dafür die vorbereiteten Sitzplätze gerne nutzen.

Der Markt bietet Gelegenheit, Leute zu treffen, die man sonst das ganze Jahr über kaum sieht. Daher bleiben einige Passanten mitten im Pulk der Besucher spontan stehen, um ein Schwätzchen zu halten. Manchmal entstehen Staus.

„Wer braucht denn so einen großen Besen?“, fragt eine Kundin den Verkäufer am Besen- und Bürstenstand. Thomas Arlitt weiß Bescheid und klärt auf, dass diese als Straßenbesen geeignet seien. Hier am Stand gibt es sogar noch Rasierpinsel aus Echthaar. Daneben befinden sich Wildlederbürsten, Wurzelbürsten, Heizungsbesen und so weiter und so fort.

„Wir könnten einen Stand mit 200 Metern Länge nur mit Besen hier aufstellen, und dann hätten wir noch nicht alle Variationen gezeigt“, meint Arlitt. Er ist ein Freund der Familie Pfister, die schon mehr als 30 Jahre aus dem Fränkischen nach Sinzheim zur Kirwe kommt.

„Das Sinzheimer Publikum weiß uns zu schätzen, hier bekommt man Qualität“, sagt Cordula Pfister. Am nächsten Tag ist sie bei einem Markt in Bad Säckingen. Sie, ihr Mann und Freund Thomas Arlitt reisen mit den Besen von Markt zu Markt. Unterwegs sind sie mit einem Wohnmobil.

Stoffe sind wieder stärker vertreten

„Socken in Übergröße“, ist auf einem Schild einige Stände weiter zu lesen. Gegenüber präsentiert ein Händler an einem mehr als zehn Meter langen Stand seine Textilien. Überhaupt sind bei diesem Markt Stoffe stärker vertreten als sonst üblich. Die Leute hätten den Wert erkannt, selbst Dinge herzustellen, die man dann länger behalte, weil man einen engeren Bezug zu dem gefertigten Stück habe, erklärt der Händler.

Ähnlich sieht das Nicholas Rietsch, der als örtlicher Unternehmer auf der Kirwe erstmals einen Stand mit Stoffen präsentiert. Seine Spezialität, regionale Trachten, handgefertigt, und zwar mit allem was dazugehört: Jankerl aus Samt mit hell leuchtenden Metallknöpfen, Trachtenblusen mit den passenden Röcken, Schürze oder gleich ganze Dirndl. „Es ist mir ein Anliegen unsere heimischen Trachten zu nähen“, sagt der Modedesigner.

Erstmals sind die Speisewägen, die bislang in der Nähe des Rathauses aufgestellt waren, auch in der Dr.-Josef-Fischer-Straße zu finden, so dass das Kulinarische sich mit den typischen Marktständen vermischt. „Komm lass‘ uns einen Fischweck essen“, sagt jemand inmitten des Gewusels.

Gewürzstände gehören dazu

Typisch für einen Markt sind die obligatorischen Gewürzstände während Michael Schinkopf aus Oberkirch Gewürze in der Dr.-Josef-Fischer-Straße verkauft, halten Jorge und Monika Gonzáles aus Sasbach in der Hauptstraße die Stellung. Beide verkaufen schon 37 Jahre auf dem Sinzheimer Kirwe-Markt ihre Gewürze.

An diesem Sonntag sind die Gonzáles sehr zufrieden. „Das ist ein gutes Publikum, inzwischen haben wir hier Freunde“, sagt Jorge Gonzáles.

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