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Ausstellung in Mulhouse

Monacos Fürstenhaus zeigt im Elsass seine Luxusautos 

Rainier von Monaco nannte sich selbst einen „fanatischen Autoliebhaber“, kaufte Oldtimer, Rennwagen und Luxuskarossen. Heute führt sein Sohn Albert die Sammlung fort – und gewährt jetzt Interessierten einen Einblick.

Albert und Charlene steigen vom roten Teppich in ihre Hochzeitskutsche.
Als Hochzeitskutsche für seine Braut Charlene ließ Albert II. im Jahr 2011 eine Limousine des japanischen Herstellers Lexus zum Landaulet umbauen. Foto: Palastarchiv Monaco

Das Fürstenhaus von Monaco und das Automobil – bei dieser Paarung denken Fatalisten unwillkürlich an jenen Rover 3500 V8, in dem Gracia Patricia am 13. September 1982 in einer Haarnadelkurve nahe der malerischen Ortschaft Cap-d’Ail die Straße und die irdische Bühne verließ. Der damals zehn Jahre alte Wagen stürzte 40 Meter in die Tiefe, die 17-jährige Tochter Stéphanie überlebte.

Oder an jenen saphirblauen Roadster vom Typ Sunbeam Alpine Mark III, in dem die nachmalige Fürstin noch als Schauspielerin Grace Kelly im Hitchcock-Film „Über den Dächern von Nizza“ nicht allzu weit vom späteren Crash-Ort entfernt mit Cary Grant auf dem Beifahrersitz durch die Kurven pfeift – Happy End damals noch inklusive.

Weder ein Rover 3500, noch ein Sunbeam Alpine sind in der Ausstellung zu sehen, die das Musée National de L’Automobile im südelsässischen Mulhouse noch bis zum 3. November zeigt. Wohl aber andere rollende Preziosen aus dem Besitz Seiner Durchlaucht, des Fürsten Albert II. von Monaco. Das Haus Grimaldi, soviel wird beim Blick in die Automobilsammlung rasch klar, hatte seit jeher viel übrig für den motorisierten Individualverkehr.

Natürlich kann es das Fürstenhaus nicht aufnehmen mit der Sammelwut der Brüder Schlumpf, in deren gigantischer Kollektion sich die monegassischen Automobile fast bescheiden ausnehmen.

Doch es geht hier ja auch um mehr als um Technik und Design. Ohne autoverliebte Fürsten, das zeigt die Schau, wäre Monaco heute nicht annähernd das, was es ist: Es hätte weder die Rallye Monte Carlo, noch das dortige Formel-Eins-Rennen je gegeben. Und vielleicht noch nicht mal jenes Tourismus-Modell, das auf dem Casino beruht, und das stets Leute mit großem Geld und großen Automobilen angezogen hat.

Albert I. landete 1903 mit seinem Motorrad im Graben

Den Anfang macht eine Pferdekutsche von 1865 mit dem Wappen von Charles III. Grimaldi. Interessanter allerdings ist das Motorrad seines Sohnes Albert I., eine englische Beeston Humber von 1903. Im Jahr der Anschaffung hatte der Fürst gleich mal eine Havarie mit dem knapp drei PS starken Einzylinder: Er nahm einen Hund auf die Hörner und landete ganz unadelig im Graben.

Der Hundehalter, ein Landwirt, bettete den Fürsten auf seine Heukarre und brachte ihn zum nächsten Arzt. Und das, wiewohl er gar kein Untertan war: Das Ungeschick trug sich damals nahe Paris zu.

„Mein persönlicher Fanatismus sind Autos.“ Fürst Rainier III. – er hatte im April 1956 Grace Kelly zum Altar geführt – bezeichnete sich als leidenschaftlichen Herrenfahrer. Eigenen Angaben zufolge konnte er Spaß sowohl mit seinem Lancia Aurelia, als auch mit einem Fiat 500 haben. Enge Beziehungen pflegte er zu vielen Herstellern: Mercedes, Ferrari, BMW, Lamborghini, Facel Vega, Jaguar, Rolls-Royce, Maserati. Nicht nur Neuwagen erstand der Fürst, auch Oldies und Rennautos ohne Straßenzulassung.

Im November 1968 nimmt er mit samt seiner Familie anlässlich einer Rallye die legendäre 87 Kilometer lange Strecke zwischen London und Brighton unter die Räder. Stilecht mit dem eigenen De Dion Bouton von 1903. Das Auto hielt durch – mit einer Maximalgeschwindigkeit von 32 Kilometern pro Stunde.

Albert II. saß als Fahranfänger am Steuer eines Lotus

Schon früh schätzte man es freilich hurtiger: Anfang der Sechziger erstand Rainier einen Mercedes 220 mit Ponton-Karosserie. Der elfenbeinfarbene Wagen hatte ein Dach in Grau-Metallic. Auf diese Art der Individualisierung legte der Grimaldi wert: Über ein solches graues Dach verfügen viele Limousinen aus der fürstlichen Remise, darunter Modelle von Rolls-Royce und Jaguar.

Weil der Apfel gemeinhin unweit des Stammes landet, lebt auch das amtierende Oberhaupt der Monegassen nicht gern ohne Autos. Machten seine bürgerlichen Altersgenossen ihre ersten Fahrversuche mit einem rostigen Käfer, einer Ente oder einem brüchigen Simca, so war des Prinzen Albert erster Hobel ein jungfräulich weißer Lotus Seven von 1971. Das Auto hat die Zeitläufte – auch dank salzfreier Straßen an der Riviera – ordentlich überstanden, wie die Ausstellung zeigt.

Blick in die Ausstellung mit vielen Fahrzeugen
Bei dieser Limousine des britischen Herstellers Daimler wie bei anderen Automobilen seines Fuhrparks ließ Fürst Rainier Dach und Motorhaube in Grau-Metallic lackieren – um sich von den Fahrzeugen gewöhnlicher monegassischer Millionäre abzuheben. Foto: Wolfgang Voigt

Und sie zeigt noch mehr. Jenes ebenfalls originale Landaulet des japanischen Herstellers Lexus, das Millionen TV-Zuschauer rollen sahen, als für Albert und Charlène Wittstock am 2. Juli 2011 die Hochzeitsglocken läuteten.

Royalisten wollten in der südafrikanischen Schwimmerin eine Wiedergängerin von Grace Kelly erkennen, doch schon das Hochzeitsauto hatte nicht den Glanz von einst: Der blau lackierte Lexus LS 600h Hybrid war in Belgien unter hohem Zeitdruck speziell umgebaut worden und hatte nun ein an der B-Säule endendes Monoblock-Dach aus Polycarbonat, ein verstärktes Fahrgestell und blütenweißes Leder. Die Herrschaft saß hinten im Freien.

Auf Wunsch Alberts musste es ein Hybridwagen sein, um Technologie-Affinität und Klima-Sensibilität zu dokumentieren. Für Grace Kelly und Fürst Rainier spielte das einst keine Rolle. Ihr Rolls-Royce hatte noch nicht mal einen Kat.

Service

Die Ausstellung „Die Automobilsammlung des Fürsten Albert II.“ ist im Musée National de L’Automobil, der Sammlung Schlumpf, noch bis 3. November 2024 zu sehen. Die Adresse lautet 17 Rue de la Mertzau, F-68100 Mulhouse. Das Museum ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 18, für Jugendliche elf Euro.

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