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Bundesliga

„Perfekte Saison“ als Antrieb: Bayer im Last-Minute-Wahnsinn

In den vergangenen Wochen lag Bayer Leverkusen einige Male zurück. Gegen Stuttgart sogar mit 0:2. Doch der deutsche Meister ist einfach nicht zu schlagen.

Meister Bayer Leverkusen trifft zuletzt oft in der Nachspielzeit.
Meister Bayer Leverkusen trifft zuletzt oft in der Nachspielzeit. Foto: Marius Becker/dpa

Xabi Alonso war es fast ein wenig unangenehm. Mitten im erneuten Last-Minute-Wahnsinn schüttelte der Meister-Trainer von Bayer Leverkusen ungläubig den Kopf statt den erlösenden Treffer wie zuletzt mit einem Jubellauf oder geballten Fäusten zu zelebrieren.

„Ich konnte ich es nicht glauben, dass es schon wieder so ein verrücktes Ende gab“, sagte der frühere Welt- und Europameister nach dem 2:2 gegen den VfB Stuttgart: „So etwas gibt es im Fußball nicht oft. Und es gibt keine Erklärung, warum es schon wieder passiert ist.“

Alonso sprach später von der „letzten letzten Minute“, sein ernüchterter Kollege Sebastian Hoeneß von der „Nachspielzeit der Nachspielzeit“. Mit einfachen Worten ist die Comeback-Mentalität des deutschen Meisters auch nicht mehr zu erklären. Der Ausgleichstreffer von Nationalspieler Robert Andrich in der 90.+6. Minute war schon das 14. Tor der Leverkusener in der Nachspielzeit in dieser Saison. Zum sechsten Mal wendeten sie damit die erste Saisonniederlage ab, von 46 Pflichtspielen haben sie weiter kein einziges verloren.

„Eigentlich denkt man, die Strähne ist irgendwann vorbei. Aber es scheint ja kein Zufall zu sein, sondern einfach purer Wille“, sagte Andrich, der nicht mal mehr wusste, ob er bei seinem Schuss die Augen offen oder geschlossen hatte: „Ich habe einfach nur gehofft, dass der Ball durch die ganzen Leute durch irgendwie reinrutscht.“

Auch Kapitän Lukas Hradecky konnte es „nicht in Worte fassen. Es ist unglaublich. Der Wahnsinn geht weiter. Und unser Glaube geht nie aus“, sagte der finnische Torhüter: „Mit einem Tor in Rückstand will momentan kein Gegner gegen uns spielen. Die wissen, dass wir irgendwann kommen.“ Auf die Frage, ob die vielen späten Treffer auch Glück seien, antwortete Hradecky: „Ein paar davon mit Sicherheit. Ich würde sagen 50:50 zwischen Qualität und Glück.“

Besonders bemerkenswert ist die Willensleistung der späten Ausgleichstore wie am Samstag oder eine Woche zuvor beim 1:1 in Dortmund, weil Bayer eben schon Meister ist. Und mit dem Halbfinal-Hinspiel in der Europa League am Donnerstag bei der AS Rom schon das nächste Highlight ansteht. Doch das Team hat einen riesigen Antrieb, mit aller Macht kein Ligaspiel verlieren zu wollen. „Das Ziel ist klar: Wir wollen ungeschlagen bleiben bis zum Ende der Saison“, sagte Alonso. Denn das wäre historisch. Das hat in 60 Jahren Bundesliga noch keine Mannschaft geschafft.

Das sei „ein Riesen-Antrieb“, versicherte auch Andrich: „Deshalb wollten wir auf Biegen noch das Unentschieden. Wir haben sehr früh aufgemacht, haben sehr, sehr viel Risiko auf uns genommen. Nun haben wir noch drei Spiele zu gehen bis zur Unschlagbarkeit.“ Oder wie Hradecky es formulierte: „Noch drei Spiele bis zur perfekten Saison. Das motiviert uns.“ Frankfurt, Bochum und Augsburg heißen die letzten Gegner. Nächsten Sonntag in Frankfurt wird allerdings Alonso wegen seiner vierten Gelben Karte gesperrt sein.

Das wird dann nochmal ein echter Prüfstein werden. „In den letzten fünf Jahren haben wir bei meinem alten Verein nix geholt“, erinnerte sich Hradecky, der tatsächlich mit Bayer alle Gastspiele in Frankfurt verlor. Doch aktuell erlebt der 34-Jährige die beste Zeit seiner Karriere, gekrönt durch das private Glück der Geburt der ersten Tochter Lily am 7. Januar. „Es ist wirklich eine sehr schöne Phase“, sagte Hradecky und ergänzte im ZDF-Sportstudio lachend: „Meine Tochter kennt noch keinen anderen Meister als Bayer Leverkusen.“

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